Die Porzellanfabrik

Noch vor 10 Jahren wurden hier in der Porzellanfabrik noch wunderschöne Porzellanwaren produziert und im gut besuchten Porzellanmarkt fand ein Werksverkauf statt. 200 Jahre Firmengeschichte endeten hier 2014 aber was ist passiert und warum stehen immer noch massenweiße Gussformen und halbfertige Porzellanartikel in dem verlassenen Fabrikgebäude. 

Die Geschichte

1822 gründete der von der Fürstlich Schwarzburgischen Landesregierung privilegierte Johann Heinrich Leder eine Porzellanmacherei in Lichte. Diese wurde bereits 1840 von den Gebrüdern Heubach erworben. Die Teilnahme an verschiedenen Weltausstellungen in Paris und St.Louis 100 & 1904 brachten dem Unternehmen interantionale Auszeichnungen und Ansehen ein. Unter dem großen Einfluss des Bilhauers Wilhelm Krieger richtete man die Produktion des Porzellans auf figürliche Stücke aus. 1938 viel die Fabrik in die Hände Otoo Friedrich zu Ysenbrug und Büdingen.

Noch vor der Gründung der DDR wurde der Besitz 1948 enteignet und ins VEB Zierporzellanwerk Lichte umgewandelt. Von nun an produzierte die Porzellanfabrik hochwertiges Luxusporzellan welcher für den Binnenhandel und den osteuropäischen Export eine große Rolle spielte. Nach der Wende 1991 erwarb die Familie den Besitz wieder zurück, konnte jedoch mit der Neuausrichtung der Porzellansparte nicht mithalten, sodass 3 Jahre später Mitarbeiter den Standort übernahmen. 2012 folgte der Insolvenzantrag nach jahrhundertlanger Firmengeschichte. Dabei sah es eigentlich gar nicht so schlecht aus. Der Jenaer Insolvenzverwalter war durchaus optimistisch und konnte bereits andere Porzellanfirmen in Kahla und Triptis wieder auf die Bein stellen. Doch die Probleme waren scheinbar gröößer als gedacht.

Die Immobillie selbst, die vor allem Weißware für die Schlossmanufaktur in Ludwigsburg produzierte gehörte einem Finanzdienstleister und die Gebäude- sowie die Maschinensituation erwies sich als äußerst kompliziert. Man hatte im Laufe der Zeit schlicht und einfach verpasst mit der Zeit zu gehen und sich entsprechend anzupassen. Zudem hatte der damals aus Russland stammende Geschäftsführer bereits vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. April die letzten 13 Mitarbeiter freigestellt. 5 andere wurden bereits vorher abgebaut.

Um dem ganzen etwas entgegen zu kommen stimmte der Insolvenzverwalter einer Wiederbelebung des Fabrikverkaufs im kleinen Stil zu. Doch auch hier waren die Erlöse deutlich niedriger als die Kosten von Strom und Personal. Am Ende fehlte einfach die entsprechende Auftragslage und der Fabrikverkauf wurde erneut geschlossen. Die Insolvenzmasse selbst zu diesem Zeitpunkt mehr als übersichtlich. Die Gläubiger blieben auf ihren Forderungen sitzen und die Hoffnung auf einen neuen Investor verflog zunehmend.

besucht Mitte 2020

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