Das Stille Volk in Finnland

Ein stilles Kunstwerk mitten im Nirgendwo

Zwischen dichten Wäldern, klaren Seen und stillen Moorlandschaften im Norden Finnlands liegt ein Ort, der Besucher:innen gleichermaßen fasziniert und irritiert: „Hiljainen Kansa“ – Das Stille Volk.
Wer auf der Landstraße zwischen Suomussalmi und Kuusamo unterwegs ist, entdeckt plötzlich ein Feld voller Figuren – hunderte, ja sogar über tausend menschenähnliche Gestalten, gekleidet in bunte Secondhand-Kleidung.

Eine surreale Begegnung im Herzen Finnlands

Man fährt durch scheinbar endlose Wälder, Kilometer um Kilometer, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Und dann, mitten im Nirgendwo: ein riesiges Feld, auf dem Hunderte Gestalten in Reih und Glied stehen – still, unbewegt und doch lebendig wirkend.

Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass es sich nicht um Menschen handelt, sondern um Figuren, deren Körper aus Holzstangen bestehen und deren Köpfe mit Torf oder Heu geformt sind. Sie tragen echte Kleidung – Kleider, Anzüge, Mäntel, Hüte, manchmal sogar Schals oder Gummistiefel. Jede Figur ist einzigartig.

Wenn der Wind durch das Feld streicht, bewegen sich die Stoffe, als würden die Gestalten atmen. Es ist ein Anblick, der zugleich magisch, friedlich und ein wenig unheimlich wirkt.

Die Geschichte hinter „Hiljainen Kansa“

Erschaffen wurde das Kunstwerk von dem finnischen Künstler Reijo Kela.
Er stellte „Das Stille Volk“ erstmals in den 1980er-Jahren als Performance-Kunstprojekt auf – damals in Helsinki und später in verschiedenen Landesteilen. Schließlich fand die Installation ihren festen Platz in Suomussalmi, nahe der Straße E63, wo sie bis heute steht.

Der Künstler selbst erklärt die Bedeutung seines Werkes nicht eindeutig. Und vielleicht liegt genau darin seine Faszination:
Sind es Symbole für die schweigsame finnische Seele? Eine Erinnerung an Menschen, die das Land verlassen haben? Oder einfach ein Sinnbild für die Vergänglichkeit – Kleidung, die dem Wetter trotzt, bis sie vom Wind zerrissen wird?

„Hiljainen Kansa“ lässt viel Raum für Interpretation – und lädt dazu ein, einen Moment innezuhalten und die Stille zu hören.

Das Stille Volk im Wandel der Jahreszeiten

Je nach Jahreszeit verändert sich die Stimmung des Ortes:

  • Frühling/Sommer: Das Feld ist grün, Blumen blühen, die Kleidung leuchtet bunt in der Sonne. Ein Café vor Ort verkauft finnischen Kaffee, hausgemachte Piroggen und frische Waffeln – ein perfekter Zwischenstopp für Reisende.

  • Herbst: Nebel zieht über das Land, das Licht wird golden. Das „Volk“ wirkt fast melancholisch.

  • Winter: Unter Schnee und Frost stehen die Figuren still und schweigend – wie eingefrorene Erinnerungen.

Egal zu welcher Jahreszeit man kommt, der Ort hat immer eine besondere Atmosphäre – eine Mischung aus Kunst, Natur und nordischer Mystik.

Besuchstipps

📍 Lage: Etwa 30 km südlich von Suomussalmi an der E63 (Route 5) Richtung Kajaani
🕓 Beste Reisezeit: Mai bis September – im Sommer ist auch das Café geöffnet
🎨 Eintritt: Frei und jederzeit zugänglich
☕️ Tipp: Unbedingt im kleinen Café „Niittykahvila“ direkt neben dem Feld einkehren – dort gibt’s typisch finnische Leckereien und Souvenirs.
📷 Fototipp: Morgens oder am späten Abend kommen die Lichtverhältnisse am besten zur Geltung – perfekt für stimmungsvolle Fotos.

Fazit: Ein Ort, der zum Nachdenken einlädt

„Das Stille Volk“ ist mehr als nur eine Kunstinstallation – es ist eine stille Begegnung mit Finnlands Seele.
Wer hier steht, spürt die Ruhe, die Einsamkeit und gleichzeitig die tiefe Verbundenheit zwischen Mensch und Natur, die dieses Land so einzigartig macht.

Vielleicht liegt genau darin die Botschaft des Werkes: In der Stille liegt Kraft – und manchmal erzählen die stillsten Dinge die lautesten Geschichten. 🌿

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